LIO ALTBAU: Bericht und Bilder – Ausgabe 17/1
Vielleicht hast du ähnliche Fragen, wie wir: Wie sieht der Lio-Altbau 2017 von Innen aus? Warum wirkte das Gebäude bis Juni 2017 so, als würde es gar nicht renoviert? Von welchen Planungen für die Sanierung weiß Herr Keller schon? Was bietet der Altbau derzeit, wenn er nicht saniert wird? Antworten auf diese und andere Fragen erhältst Du im Bericht und der Bilddokumentation, im Interview mit Herrn Keller und im Artikel über ein sonderbares Kunstprojekt.
Unser erster Blick ins Gebäude
Seit knapp einem Jahr wird die Justus Liebig Schule nun schon renoviert. Das Ziel dabei ganz klar: Ein neues, renoviertes Hauptgebäude soll ab voraussichtlich 2021 die Justus Liebig Schule schmücken. Ein ziemlich kostspieliges Projekt, welches durch die Stadt Darmstadt mitfinanziert wird.
Nach nun knapp einem Jahr hat sich noch nicht viel verändert. Der Putz blättert immer noch von den Wänden ab, Schmierereien sind immer noch sichtbar. Das Besondere ist allerdings: Die Schule ist bereits komplett geräumt. Weder ein Stuhl oder ein Tisch ist im Klassenzimmer vorzufinden, noch irgendein anderes Mobiliar: Die Justus Liebig Schule gleicht in etwa einer leeren Lagerhalle. Auch in den Büroräumen von Herrn Germann oder dem Sekretariat ist nichts mehr anzutreffen. Möbel, Tische und sonstiges wurden noch in den Sommerferien 2016 vom Hauptgebäude in die Diesterwegschule umgelagert. Lediglich ein paar Fussel und Staub zieren noch den Boden des alten Direktorbüros.
Umso spannender geht es im Keller der LIO vor. Wegen den Bauarbeiten sind alle Türen, die an normalen Schultagen immer verschlossen waren, geöffnet. So werden Räume sichtbar, die man noch nie zuvor gesehen hatte, wie beispielsweise Abstellkammern oder veraltete Technikräume.
Laut Plan soll das LIO-Hauptgebäude 2021 fertig gestellt werden. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg bis dort wieder Unterricht stattfinden kann…
Florian J.
Fotorundgang: „Der Erste“! (1-2017)
Fotos: Jasmin M. und Lara H.
Herr Keller im Interview
Ausgabe 1 – 2017
I: Warum wurde erst so spät mit der Renovierung begonnen?
Was bedeutet dies für die Fertigstellung?
Gab es Probleme mit den Genehmigungen?
Wie hoch sind die Baukosten und wer trägt diese?
Orientiert sich die Schulsanierung an der ELO oder sind da auch unsere Ideen dabei?
Was wird erneuert?
Halten wir am Lehrerraumprinzip fest?
Wie werden die Räume ausgestattet sein??
Wird es neue Möbel geben?
Warum stand die Diesterweg-Schule leer? Was passiert nach unserem Auszug?
Was passiert mit dem Pavillion?
Sind Veränderungen im Fachraumtrakt vorgesehen?
Was passiert mit dem Glasgang?
Was hat Sie während des Umbaus am meisten Nerven gekostet?
Worauf freuen Sie sich im neuen Gebaude am meisten?
Was hätten Sie noch geplant, wenn sie ein endloses Budget gehabt hätten?
Möchten Sie generell noch was zum Umbau sagen?
I: Vielen Dank, Herr Keller, für das Interview!
Das Interview fand statt am 20.06.2017 und wurde geführt von Athina Z., Lara H., Jasmin. M..
Audiobearbeitung: Malte Benz
Der schmale Grat zwischen Kunst und Vandalismus

Fotos: Malte B.
Kunst oder Müll als Orientierung im leerstehenden Altbau
Donnerstag, der 29. Juni 17, eine siebte Klasse unter der Leitung von Herrn Gutmann irrt durch das ehemalige Hauptgebäude der LIO, das seit ungefähr einem Jahr leer steht. Grund dafür ist ein Kunstprojekt, das in Kooperation mit Prof. Frank Philippin vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt durchgeführt wird.
Rückblick: Drei Stunden zuvor: Der Kunstkurs von Frau Hensmann trifft sich um sechs Uhr morgens vor dem leerstehenden Hauptgebäude der LIO. Manche sehen verschlafen aus, trotzdem ist die Motivation spürbar. Lange haben die Schülerinnen und Schüler dieses Kurses auf diesen Moment hingearbeitet. Fünf Gruppen haben sich ein Leitsystem ausgedacht, dass von je einem Gebäudekomplex der derzeit von der LIO genutzt wird, in einen bestimmten Raum des leerstehenden Hauptgebäudes führt.
In diesem Raum erwartet die, die dem Leitsystem erfolgreich gefolgt sind, eine Pop-Up-Gallery, was die das Leitsystem erprobenden Schüler und leider auch ich, allerdings nicht vorher wissen. Ich lese nach: Als Pop-Up-Gallery wird eine kurzfristige und provisorische Ausstellung oder Installation bezeichnet, die vorübergehend in leerstehenden Räumen betrieben wird. Meist wird sie mit sehr wenigen Mitteln und Eingriffen in die Umgebung installiert.
Nach einem gemeinsamen Frühstück im leerstehenden Hauptgebäude werden die komplett verschiedenen und doch kreativen Orientierungssysteme aufgebaut. Nach meinem kurzen neugierigen Blick in den Kalender vermute ich, dass an diesem Tag Musik von Eric Dolphy für die Pop-Up-Gallery dienen könnte, da dieser am 29. Juni 1964, also vor genau 53 Jahren, verstorben ist. Oder wird doch der „ Tag des Waffeleisens“ in Betracht gezogen?
Voller Spannung wird gegen acht Uhr die erste Klasse erwartet: Herr Gutmann geht gespannt mit Siebt-Klässlern auf den Schulhof. Die Schülerinnen und Schüler stehen zunächst etwas orientierungslos auf dem Schulhof, leicht überfordert mit der Situation. Nach einigem Überlegen folgen sie dem Orientierungssystem in Richtung Pop-Up-Gallery.
Die Schwächen der Orientierungssysteme werden schnell deutlich: Die Klassen bekommen zumeist doch zu viele Informationen durch die unterrichtenden Lehrkräfte oder die Schüler des Kunstkurses. Auch eine Eindeutigkeit der Orientierungssysteme ist nicht gegeben. Die sehr unterschiedlichen Systeme laufen ab einem gewissen Punkt zusammen. Häufig wechseln Klassen deshalb die Orientierungssysteme und gelangen so auf Irrwege.
Weitere vier Klassen unterschiedlichen Alters folgen. Die Probleme sind bei allen gleich: die Klassen bleiben keine geschlossene Gruppe, viele laufen voraus und bemerken zu spät, dass sie ihr Orientierungssystem schon vor längerer Zeit verlassen haben. Die Neugier der Schüler überwiegt dennoch häufig. Immerhin kann man ein komplett leerstehendes Schulgebäude nicht täglich inspizieren.
Auch das Pop-Up wird häufig nicht als Ziel wahrgenommen. Viele stehen nach langer Suche etwas verloren in einem kleinen Raum und hören Dolphys Musik zu. Dass sie am Ende der Suche sind, verstehen die Wenigsten.
Prof. Frank Philippin sieht die Uneindeutigkeit der Leitsysteme nicht als Problem. „Natürlich geht es bei Leitsystemen um noch viel mehr als nur um das Thema Eindeutigkeit. Und Eindeutigkeit spielte in diesem speziellen Versuch eine nur sehr untergeordnete Rolle.“ erklärt er gegenüber der LIO Schülerzeitung.
Derartige Versuchsszenarien und Erprobungen im zu sanierenden Altbau in den Kunstunterricht einzubinden, ist nicht alltäglich. Ausgehend von Herrn Kellers Idee, dass sich Schüler im Rahmen des Kunstunterrichts mit der Leitsystembeschilderung befassen könnten, sind Prof. Frank Philippin und die Kunstlehrerin Frau Hensmann eine Kooperation eingegangen. Der Design-Professor führte als Fachmann zu Beginn des Unterrichtsprojektes in das Thema ein und gestaltete die Aufgabenstellung maßgeblich in Richtung „Experimentieren mit Müll- und Baumarktmaterialien“. Es ist das erste Schulprojekt, das der Professor begleitet. Die Erprobung des Leitsystems nimmt er als einen Versuch wahr. Es gibt keine falschen Ergebnisse. Auch wenn sich die Schülerinnen und Schüler verirren, sei dies ein Ergebnis, dass keinesfalls schlecht sein müsse.
Dieses Orientierungs-Ereignis lassen sich auch Herr Germann und Herr Keller nicht entgehen. Gespannt folgen die Schulleiter einem System aus Tape. In mühevoller Detailarbeit haben zwei Schülerinnen des Kunstkurses kleine Strichmännchen an die Wände und Böden geklebt. Zwischendurch sei schon unklar gewesen, wo man denn weitergehen müsse, gab Herr Germann am Ende zu, dennoch sei die Idee super. Er lobt das große Engagement, das von Seiten der Schüler aber auch von Frau Hensmann aufgebracht wurde, um dieses Projekt so kurz vor den Sommerferien noch zu verwirklichen.
Aber nicht alle erkennen den Sinn hinter den kreativen Orientierungssystemen die plötzlich auf dem Schulhof waren. „Ist das euer Kunstprojekt?“ fragt Herr Gutzeit interessiert. Scherzhaft wird ihm geantwortet „Nein, das ist Vandalismus“. Wie immer gilt der gute alte Documenta Satz: „Ist das Kunst oder kann das weg?“.
Am Ende konnte tatsächlich alles weg. Die Leitsysteme wurden abgeräumt und tatsächlich zu Müll. „So kurzlebig können Arbeiten aus dem Kunstunterricht gewollt sein“, erklärt Frau Hensmann.
Für mich persönlich ziehe ich ein positives Fazit aus diesem Projekt. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich als Mitglied der Schülerzeitung. Gewöhnlich werden mir meine Fragen direkt und bereitwillig beantwortet. Bei diesem Projekt wurde ich im Unwissen gelassen. Ich solle selbst das Leitsystem erproben und mit den Schülern die Suche nach dem Ziel begehen, erklärte mir die Projektleiterin, gerade dann wäre ich am Puls des Projektes.
Mein Dank gilt den Schülerinnen und Schülern des Kurses, welche mich als absoluten Kunst-Legastheniker für dieses besondere Projekt begeistern konnten, was mal so ganz anders war als „normaler“ Unterricht nach Lehrplan. Und meistens erinnern sich Schülerinnen und Schüler am liebsten an solch besondere Projekte aus der Schulzeit zurück.
von Malte Benz, Tobias Blechschmidt; Q3/4